Er ist quasi der Rockstar unter den Ultracylists: Robin Gemperle passt so gar nicht ins Schema des konventionellen Gümmelers. Trotzdem oder gerade deshalb hat er dieses Jahr einen rasanten Aufstieg hingelegt. Als Sieger des Atlas Mountain Race 23 und des Hope1000 trat er im Sommer zum Transcontinental Race von Belgien nach Griechenland an. Dort lieferte er sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der Ultracycling-Legende Christoph Strasser. Mit seiner ungestümen, vorwärtsgerichteten Fahrweise hat der ehemalig Spitzen-Mountainbiker und Teamkollege von Nino Schurter viele Fans hinzugewonnen. Am 23. November war Robin bei uns in Horgen zu Gast und hat über sich, seine Abenteuer und Motivation erzählt. Und über die Rolle von Ayran.
Hier könnt ihr seine Ausführungen nochmals miterleben:
Es sind die ganz harten Jungs und Mädels in der Ultracycling-Szene: Die Teilnehmenden an den self-supported Ultracyclingrennen wie zum Beispiel dem Transcontinental Race. Das Prinzip ist simpel: Wer am schnellsten mit seinem Velo von A nach B gelangt, gewinnt. Ohne Begleitung, ganz auf sich alleine gestellt. Simpel? Fast. Denn es gibt da einige kleine und grössere Hindernisse: A und B liegen tausende von Kilometern und Höhenmetern auseinander. Die Rennen dauern mehrere Tage und führen auch durch sehr wilde Gegenden. Die Routenwahl ist den Teilnehmenden überlassen, es gilt lediglich einige Checkpoints sowie wenige vorgeschriebenen Teilrouten zu passieren. Alles andere ist den Velofahrenden überlassen, auch wieviele Pausen sie einlegen oder wann sie was und wo essen. Für viele bedeutet dies: Lange Tage im Sattel, sehr wenig Schlaf, viel Tankstellenfood, laufendes Krisenmanagement und vor allem unbändiger Durchhaltewille, um diese Langdistanzrennen zu überstehen.
Die Szene wächst, der Professionalisierungsgrad auch
Was als Events für ein kleines Grüppchen begonnen hat, ist spätestens dann auf ein neues Level gehoben worden als sich die Ultracycling-Grösse Christoph Strasser (Rekordsieger des Race Across America, Inhaber mehrere Langdistanz-Weltrekorde, Seriensieger von Ultracycling-Rennen) dieser relativ neuen Sportart verschrieben hat. Der österreichische Profivelofahrer hat nun mit dem Schweizer Newcomer Robin Gemperle einen ernsthaften Konkurrenten erhalten. Schon letztes Jahr ärgerte der Aargauer den grossen Champ Strasser am Transcontinental Race, DEM Event der Szene, mit seiner forschen Fahrweise und sorgte für Aufsehen als er sehr lange in den Topdrei fuhr. Allerdings büsste er gegen Rennende etwas für sein hohes Anfangstempo, seine Unerfahrenheit und hatte auch noch Pech, als ihm die Ersatzschläuche ausgingen und ihn zu allem Übel kurz vor dem Ziel in Rumänien auch noch ein Hund biss.
Legende Strasser ziemlich nervös gemacht
Aber für dieses Jahr war die Ausgangslage ganz anders. Robin kam mit einem Sieg am Atlas Mountain Race und einem neuen Streckenrekord am Schweizer Hope1000 in der Tasche an den Start, Strasser war gewarnt. Und tatsächlich: Ein sehr langes Kopf-an-Kopf-Rennen begeisterte nicht nur die eingefleischten Fans sondern fesselte viele neue Dot-Watchers an die Compis. Dot-Watcher verfolgen die Fahrer anhand ihrer Tracker als Punkte (Dots) auf der Karte. Dort wurden sie Zeugen, wie Robin dem Österreicher über mehrere Tage auf die Pelle rückte und ihn so richtig nervös machte. Immer wieder fuhren sie sogar in Sichtweite zueinander vom Start in Belgien durch unzählige Länder (auch durch die Schweiz) quer durch den Kontinent Richtung Ziel in Griechenland. Gegen Ende setzte sich zwar der Routinier Strasser durch, aber es hätte ebenso gut anders ausgehen können. Vor allem konnte Robin dank seiner sehr guten Fahrtechnik auf Gravel-Abschnitten Druck machen, womit er auch bezüglich Routenwahl beim Strassenrennen (kürzer aber Gravel) eine neue Dimension aufgetan hat.
Robin Gemperle: Der Rockstar der Szene?
Wer ist Robin Gemperle? Klar ist, dass der Aargauer nicht dem klassischen Bild eines ambitionierten Velofahrers entspricht. Nicht wenige bezeichnen ihn als Rockstar der Ultracycling-Szene. Wie auch immer: Der Architekturstudent hätte das Zeugs gehabt, als Mountainbike-Profi Karriere zu machen. An der Seite von Nino Schurter fuhr er bereits auf hohem Niveau im selben Team. Doch langfristig hat ihn etwas anderes gereizt: Er hat seinen ganz eigenen Velostil kreiert. Ungebunden, trotzdem auf sehr hohem Niveau und mit mehr als einem Schuss Abenteuer. Das ist genau das Ding des Tausendsassas und das macht er richtig gut. Wie er auch noch als DJ unterwegs ist oder im „Klub Fritto Misto“ Gastroevents organisiert.